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Die Trennung der alten Talpfarrei Ägeri

1714
Seit dem Spätmittelalter besass das Oberägeri benachbarte Dörfchen Wilen oder Unterägeri eine eigene Kapelle. Für den Sonntagsgottesdienst, für Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen hatten die Wilägerer in die Pfarrkirche nach Oberägeri zu gehen. Der daraus entstehende Wunsch nach einer eigenen Pfarrei konnte überraschend realisiert werden, als die Unterägerer 1709 bei ihrem auswärts als Pfarrer wirkenden Mitbürger Dr. Bernhard Fliegauf um einen Beitrag an die Renovation ihrer Kapelle baten. Fliegauf teilte der Wilägerer Delegation mit, er wolle eine neue Pfarrei errichten und nahm die Sache selbst in die Hand.

Die Oberägerer und besonders der Ägerer Pfarrer Jakob Billeter waren gegen eine Trennung der Talpfarrei. Sie zweifelten an der Lebensfähigkeit einer eigenständigen Pfarrei Unterägeri, befürchteten Streit zwischen beiden Pfarreien bis hin zur vollständigen Trennung beider Teile und sahen grössere Lasten auf sich zukommen. Fliegauf war aber von seiner Idee überzeugt, investierte grosse Geldmittel und setzte sich schliesslich durch. 1714 besiegelte das Bistum die Gründung der Pfarrei Unterägeri.

Als Anerkennung der Mutterpfarrei hatten die Unterägerer alljährlich prozessionsweise zur Oberägerer Pfarrkirche zu ziehen. Umgekehrt sollte die Mutterpfarrei Oberägeri von allen Verpflichtungen gegenüber ihrer abtrünnigen Tochter befreit sein. Das Verhältnis zur Mutterpfarrei blieb aber getrübt, da die Unterägerer bald mehr verlangten, als ihnen 1714 zugestanden worden war. Wieder entstand ein langwieriger Streit um kirchliche Stiftungen, Pfründen und Wahlrechte, der erst in den 1760er Jahren gelöst werden konnte.

1798 folgte die politische Trennung beider Gemeindeteile.


Bild: Pfarrer Dr. Bernhard Fliegauf (1656-1743) aus Unterägeri