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Josef Anton Heinrich: Landvogt und Ammann

1702 - 1784
Als 1756 der Blitz in den Turm der Pfarrkirche fuhr, fürchtete der in der Nachbarschaft wohnende Josef Anton Heinrich (1702–1784), dass der Turmhelm auf sein Haus fallen könnte. Er verlangte deshalb einen neuen, vermeintlich solideren Turmaufbau nach seinen Vorstellungen. Heinrich konnte sich nicht unerwartet durchsetzen, war er doch der mächtigste und wohl auch reichste Mann im Ägerital, sehr beredt und erfahren im politischen Geschäft.

Schon mit 18 Jahren war er für seinen im Amt verstorbenen Vater eidgenössischer Landvogt im Maggiatal geworden. Er war später auch Landvogt im Rheintal, im Thurgau, in Locarno und in den Freien Ämtern, wurde Ammann des Standes Zug, erhielt den Titel eines Ritters und römischen Grafen und besass als Hauptmann eine eigene Solddienstkompanie.

Seine vielen Ämter verschafften ihm Prestige und ein schönes Vermögen, das ihm wegen des üblichen Stimmenkaufs zu weiteren Ämtern verhalf. Heinrich gehörte zur Führungsschicht im Kanton, die besonders stark von den Pensionen profitierte, die der französische König alljährlich an seine Verbündeten in der Eidgenossenschaft auszahlte. Mehrmals wurde Heinrich mit der einträglichen Aufgabe betraut, die Pensionen beim französischen Botschafter in Solothurn abzuholen.

Gerade diese Nähe zu Frankreich führte aber 1765 zu Heinrichs Sturz, als im Kanton die antifranzösische Opposition die Oberhand gewann und die alten Machthaber wegen Missbrauch ihrer Stellung vor Gericht zog. Im gleichen Jahr ersetzte die Gemeinde Ägeri den hässlichen und schon morschen Turmhelm Heinrich’scher Machart durch einen neuen, schönen und tatsächlich soliden Aufbau und verdonnerte Heinrich zu einem Kostenbeitrag.

Als der politische Wind 1768 wieder kehrte, gelang auch Heinrich ein überraschendes Comeback. Er wurde erneut in den Rat gewählt und noch einmal zum Ammann des Standes Zug erkoren.


Bild: Porträt des Ammanns und Landvogts Joseph Anton Heinrich