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Jakob Billeter: Der Chronist

1630 - 1712
"In disem 1630 Jar bin ich den 28ten Octobris in unser Pfarrkirchen Egeri getauft worden." So beschreibt der spätere Pfarrer Jakob Billeter (1630–1712) den Beginn seiner wechselvollen Lebensgeschichte. Billeter ist der erste Ägerer, der autobiografische Notizen hinterliess. Er tat dies innerhalb seiner grossen, den Zeitraum zwischen 1629 und 1701 umfassenden Chronik, mit der die bis zum Oberägerer Pfarrer Philipp Jakob Lutiger (1849–1906) reichende Tradition der lokalhistorisch tätigen Ägerer Geistlichen begann.

Billeters präzise und vielschichtige Chronik erhellt viele sonst kaum bekannte Details aus der Ägerer Geschichte, berichtet aber auch von wichtigen oder merkwürdigen Ereignissen ausserhalb des Tales. Sie erzählt von der grossen Pestepidemie 1629, von guten Erntejahren und wunderlichen Naturerscheinungen, von Unglücksfällen oder vom 1. Villmergerkrieg 1656, an dem Billeter als Feldprediger bei den Zuger Truppen teilnahm.

Zahlreiche Einträge verknüpfen das allgemeine Weltgeschehen mit Billeters Lebenslauf. Er erzählt von seiner Anstellung als Kaplan in Ägeri 1653, von seiner Volkszählung, die er selbst von Haus zu Haus durchgeführt hatte und die er seinem Taufpaten und Förderer Pfarrer Jakob Nussbaumer widmete, vom gescheiterten Bemühen, dessen Nachfolger zu werden, von seiner Zeit als Kaplan und Schulmeister im Kanton Uri. 1691 kehrte Billeter als Nachfolger des aus dem Amt gejagten Pfarrers Schönmann zurück.

Billeters Chronik bricht 1701 ab, Jahre vor dem unschönen, von den Streitigkeiten um die Abtrennung der Pfarrei Unterägeri geprägten Ende von Billeters Amtszeit.


Bild: Ausschnitt aus Billeters Ägerer Chronik mit Notizen zum Jahr 1659